Im Gästebad herrscht meist eine strenge Enge. Wo Platz fehlt, lockert das Formenspiel auf.
Kreise ziehen: sparsam und effektiv
Was eigentlich eine alte Fussballweisheit ist, lässt sich heute mühelos als Designgrundsatz festschreiben: Das Runde kann durchaus ins Eckige – vor allem bringt es Dynamik in strenge Räume. Für die Gestaltung kleiner Bäder bedeutet das: Runde Objekte und Elemente kontrastieren die Geometrie des Raumes. In unserem Beispiel ist die organische Form sparsam, aber effektvoll eingesetzt. Der Papierhalter hängt als kleiner Kubus an der Wand, das WC ist kreisrund. Die fast quadratische Duschkabine beherbergt runde Wandarmaturen, daneben Waschbecken und Spiegel in Kreisform. So nimmt das Formenspiel die Strenge des durchgängig dunkel gefliesten Raumes und verhindert, dass man in den Laufwegen schmerzhaft aneckt.
Beton ist der neue Marmor
Stil und Geschmack sind dem Wandel der Zeit unterworfen, und damit auch die Grundsätze der Gestaltung. Noch im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts pflegte man in klaustrophobisch engen Räumen möglichst kleinformatige bunte Mosaiken an Wand und Boden zu kleben. Im modernen Design setzt man auf grosse Fliesenformate, dunkle Farben und eine industriearchitektonische Anmutung. Das schafft eine Klarheit im Ausdruck. Wo früher Marmor gelegt wurde, werden heute aufwändige Betonoberflächen gegossen. In unserem Bad wird jedoch zur Betonoptik eine Zutat beigemischt, die aus einem farblosen Material ein lebendiges Ambiente zaubert: Die Betonfliese ist sehr dezent und natürlich ‹marmoriert› und strukturiert. Diese kleinen Prise ist hier das Salz in der Suppe und entscheidend dafür, dass der Raum lebendig wirkt.